Auf der Flucht: Maria, Josef, Jesus und der Engel
Liebe Lesergemeinde!
Der letzte Teil der Weihnachtsgeschichte wird gerne weggelassen: Der Kindermord in Betlehem und die Flucht der „Heiligen Familie nach Ägypten. Aber genau dieser Teil zeigt uns, dass es hier nicht um eine Idylle geht, sondern um eine Geschichte aus dem Leben der Menschen: Um Neid, Vertreibung und Flucht, um Macht, um Mord.
König Herodes kann nicht mit dem Machtverlust umgehen. Da wird – von Gott so gewollt – ein neuer König geboren. „Das kann nicht sein!“, so denkt er. Aus der Angst vor einem Machverlust schickt der Despot seine Soldaten aus, alle Kinder in Betlehem bis zum Alter von 6 Jahren töten zu lassen.
Wieder greif Gabriel, der Engel Gottes ein: „Josef, nimm deine Familie und ziehe nach Ägypten, Herodes trachtet dem Kind nach dem Leben.“ Eine Flüchtlingsfamilie mit Säugling, unterwegs auf einer mehrmonatigen Reise ins Ungewisse. Sie werden nicht viel Geld gehabt haben, so viel verdient ein Zimmermann dann doch nicht.
Die Bibel berichtet nicht, wie es Maria, Josef und Jesus in Ägypten ergangen ist. Willkommen werden sie dort sicherlich nicht gewesen sein, war doch Ägypten Todfeind Israels. Der Kampf ums Überleben in einem fremden Land beginnt. Handwerker werden immer gesucht - was ein Glück für Josef. So wird er den Lebensunterhalt für seine kleine Familie verdient haben.
Andererseits wird es trotzdem dort eine jüdische Gemeinde gegeben haben, wie in vielen Ländern der Welt. Die Familie jedenfalls ist durchgekommen; Jesus herangewachsen. Wie viele Flüchtlingsfamilien in unserer heutigen Zeit haben nicht das Glück des Josef: da werden Berufs- und Schulabschlüsse nicht anerkannt, um Arbeiten zu gehen braucht man eine Arbeitserlaubnis, ….
Und ob die Flüchtlinge unserer Zeit nach 6 Jahren in ihr Heimatland zurückkehren dürfen ist auch nicht gesagt, zumal das Heimatland und die alte Heimat vom Krieg verwüstet ist. Josef jedenfalls folgt der Aufforderung des Engel und bringt die Seinen heil von Ägypten nach Israel. Dort scheint man Jesus vergessen zu haben. Die drei können unbehelligt nach Nazareth zurückkehren und anscheinend kann Josef auch direkt wieder mit seiner Arbeit beginnen. Die erste Geschichte, die wir in der Bibel finden‚ ist die Geschichte vom 12-jährigen Jesus im Tempel. „Glück gehabt, weil ihr euch auf Gott verlassen habt!“, so könnte die Quintessenz der Geschichte lauten.
Aber haben das auch alle, die jetzt als Flüchtlinge unterwegs sind? Nicht allen geht es so wie Maria und Josef. Hier sind wir aufgerufen zu helfen, damit das wahr wird, was die Engel auf dem Feld gesungen haben:
„Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.“ (Lk 2,14)
Amen.
Gebet
Herr,
du hast uns mit deiner Gegenwart auf dieser Erde beschenkt.
Friede soll werden in dieser Welt,
dafür ist Christusgeboren, gestorben und auferstanden.
Aber von diesem Frieden sind wir weit entfernt.
Gib uns allen Kraft und Mut gemeinsam einzutreten für die,
die durch Krieg, Elend und Not aus ihrer Heimat vertrieben wurden.
Lass uns eintreten für Frieden
und nicht nachlassen,
um ihn zu ringen gegen die bösen Mächte der Welt.
Amen.
Segen
Der Herr segne dich und behüte dich;
der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.
Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich
Und schenke dir Frieden.
Amen.