Blind vor Wut
Liebe Lesergemeinde!
Da muss einer erst blind werden um dann sehen zu können.
Blind vor Wut verfolgt da einer die Christen. Stoff für viele Kinofilme. Saulus! Er lässt sich in Jerusalem die Vollmacht ausstellen, die Christen zu verfolgen.
„Saulus schnaubte mit Drohen und mit Morden gegen die Jünger Jesu!“, so berichtet es die Apostelgeschichte.
Voller Elan geht er an die Arbeit und, wenn man seinen Berichten glaubt, auch mit großem Erfolg. Blind vor Wut setzt er sich nicht mit der Botschaft Jesu auseinander, sondern sieht nur seine „heile Welt“, die ins Wanken kommt.
Auf dem Weg nach Damaskus dann passiert es. Plötzlich und unerwartet wird Saulus von einem hellen Licht umflutet.
Er fällt vom Pferd und hört eine Stimme:
„Saul, was verfolgst du mich?“ „Wer bist du?“, fragt er zurück. „Ich bin Jesus, der, den du verfolgst!“
Und dann erteilt Jesus Saul einen Auftrag: „Geh in die Stadt, dort wird man dir sagen, was du tun sollst.“
Und als Saulus aufsteht merkt er, jetzt ist er nicht mehr blind vor Wut sondern wirklich blind. Willkommen ist der Christenverfolger in der Stadt Damaskus nicht. Und es bedarf auch erst einer konkreten Aufforderung Gottes an den Christen Hananias, der heilende Kraft besitzt, Saulus die Blindheit zu nehmen. Verständlich, wer hätte so einen Wüterich schon willkommen geheißen!
Hananias hilft, legt die Hände auf. Saulus kann wieder sehen, nennt sich von nun an „Paulus“ und wird einer der wichtigsten Missionare des Christentums. Aber das Geschehen verändert nicht nur Paulus; sondern auch die damals entstehende frühe Kirche. Denn in seinen vielen Briefen setzt sich Paulus mit dem Glauben an Christus auseinander und formt so die Grundstruktur der Kirche, in der wir heute leben.
Die Geschichte zeigt: Jeder darf zu Jesus finden, gerade auch diejenigen, die die größten Gegner sind. Allzu schnell urteilen wir heute über die Menschen, die blind gegenüber unserem Glauben sind, die gegen uns wettern, die die Kirche verhöhnen und schlecht machen.
Ja, sie sind blind gegenüber der Botschaft der Liebe Gottes zu uns Menschen. Doch auch sie haben in ihrer Blindheit die Chance von Gott aufgerüttelt und verändert zu werden.
Wir befinden uns in der Rolle des Hananias:
- heilend,
- helfend,
- befreiend zu sein
- und sehend zu machen.
Einladende und offene Kirche wollen wir sein, eine Gemeinschaft von Menschen, die bereit ist zu helfen, auch über Grenzen hinweg. Wichtig ist es, dass wir offen und tolerant bleiben und uns nicht gefangen nehmen und lähmen lassen vom Alltag und Gewohnten.
Saulus erlebt, wie das Altgewohnte zu einem Scherbenhaufen wird. Er erlebt, dass Gott ihm Neues zumutet, Veränderung, Neuanfang, Glauben. Er wird zum Paulus und erlebt, dass Gott die Scherben seines alten Lebens neu zusammensetzt.
Von Paulus können wir lernen, dass unser Leben nicht immer rund laufen muss, ja auch nicht rund laufen wird. Aber Gott ist an unserer Seite, er baut aus dem Scherbenhaufen deines Lebens Neues, Gewagtes, etwas was weiterbringt.
Und sagt zu dir:
Ich bin es, Jesus! Mit mir hast du es zu tun! Ich will dir helfen! Und ich bin bei dir bis ans Ende der Weltzeit.
Amen.
Gebet
Allmächtiger Gott,
manchmal ist das gar nicht so einfach, die Blindheit des Alltags abzuschütteln. All das, was um uns herum passiert, lenkt uns von dir und deiner Botschaft ab.
Rüttle uns wach, damit wir deinem Willen folgen und uns den Menschen zuwenden, die unsere Hilfe brauchen.Lass uns einladende und offene Kirche und Gemeinde sein.
Und schenk uns für all unser Tun und Handeln deinen Segen.
Amen.
Segen
Der Herr segne dich und behüte dich;
der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.
Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich
Und schenke dir Frieden.
Amen.