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Flutkatastrophe - ganz nah!

Liebe Lesergemeinde!

1) Flutkatastrophe ganz nah

Das gewaltige Ausmaß  der Unwetterkatastrophe im Westen und Südwesten Deutschlands macht mich bis heute sprachlos. Immer noch werden Menschen vermisst, die Aufräumarbeiten stehen quasi noch in den Anfängen. Mindestens 160 Menschen kamen ums Leben. Und die Gefahr von  Überschwemmungen und Erdrutschen ist in einigen Regionen Nordrheinwestfalens noch nicht gebannt. Es drohen Bergwerkstollen einzustürzen, Talsperren halten den Wassermassen nicht mehr stand und drohen weitere Wassermassen freizusetzen.

Vor allem die Bilder der Opfer der Katastrophe lassen mich fassungslos zurück. Ich sehe Menschen, die die Trümmer ihres Hab und Gutes von Schlamm befreien, ich sehe Menschen, die vor den Ruinen ihres eigenen Hauses stehen und alles verloren haben.

Als ich dann in der Vorbereitung auf diesen Gottesdienst den Predigttext gelesen habe, musste ich innehalten. Seit ich predige hat ein Predigttext noch nie so direkt in die Situation hineingesprochen. Ich lese die erste Hälfte dieser Perikope aus der Bergpredigt Jesu:

Jeder, der meine Worte hört und danach handelt, der gleicht einem klugen Mann, der sein Haus auf Fels gebaut hat. Da gingen Regengüsse nieder, Sturzbäche kamen, und Winde wehten und warfen sich gegen das Haus, aber: es stürzte nicht ein. Denn sein Fundament stand auf Fels. (Mt 7,24f)

Jesu Worte klingen verlockend einfach. Ein Mann, der alles richtig macht, sein Haus kluger Weise auf einem festen Fundament, einem Felsen baut, und damit den Wassermassen ein Schnippchen schlägt. Wäre es so einfach, dann wäre wohl den meisten Menschen dieser Tage großes Leid erspart geblieben. Aber die Geschichte geht noch weiter:

Und jeder, der diese meine Worte hört und nicht danach handelt, der ist wie ein Mann, der sein Haus auf Sand gebaut hat. Da gingen Regengüsse nieder, Sturzbäche kamen, Winde wehten und schlugen gegen das Haus, und es stürzte ein, und sein Sturz war gewaltig. (Mt 7,26f)

Eine ganz kurze Geschichte, eine klare Sache. Wenn die Regengüsse und Sturzbäche kommen, braucht man ein gutes Fundament, sonst rutscht alles ab. Auf das Fundament kommt es an, weil es einem festen Halt gibt.

Das stimmt aber nicht nur für Häuser, das gilt auch für das Fundament unseres persönlichen Lebenshauses. Auch wir persönlich brauchen ein solides Fundament, dass uns den nötigen Halt gibt, um im Leben nicht ins Wanken zu geraten. Alles eine Frage des Fundaments also. Worauf baust du, fragt dieser Predigttext.

2) Was trägt dich?

Woraus besteht das Fundament deines Lebenshauses? Was gibt dir jetzt gerade halt? Was trägt dich? Der Stuhl auf dem du sitzt? Der Grund auf dem deine Füße stehen? Sind es schöne und tröstliche Erinnerungen an deine Kindheit? Erinnerungen an deine Eltern, die dich an Geborgenheit erinnern? Ist es das Gefühl der Liebe, die dich trägt? Die Liebe einer Partnerin oder eines Partners oder die Liebe deiner Kinder? Sind es die Menschen um dich herum, die dir Halt geben und sich um dich sorgen?Vielleicht hast du auch einen Leitsatz fürs Leben? Ein Motto, das dich immer aus brenzlichen Situationen befreit hat?

Es gibt ganz unterschiedliche Dinge, die uns im Leben auf ihre eigene Weise Halt geben können und uns so durchs Leben tragen.Jeder und jede von uns hat andere Bausteine, die das Fundament des Lebenshauses bilden, die uns Halt geben. Wenn Sie mir jetzt davon erzählen würden, dann würde gewiss jeder und jede von Ihnen von anderen Fundamenten berichten.

3) Die Sturzbäche des Lebens

Ob das Fundament unseres Lebenshauses tragfähig ist, wird nicht sofort nach dem Bau deutlich und auch nicht im Sonnenschein, wenn das Leben so vor sich hinplätschert.

Wenn aber im Leben etwas ins Wanken gerät und der Platzregen kommt, das Hochwasser und die Stürme, dann zeigt sich, ob das Fundament hält. Alles Oberflächliche nehmen die Sturmböen mit und was nicht in der Tiefe verankert ist, das schwemmen die Wassermassen weg. Das Haus droht einzustürzen.

Jede und jeder macht Erfahrungen mit solchen Regengüssen und Sturzbächen im Leben. Sie kommen so unverhofft wie ein Schauer an einem Sommertag, der doch eigentlich so schön angefangen hatte.

a) Zum Beispiel, wenn man schon einige Jahre verheiratet ist, Kinder und Beruf ganz gut unter einen Hut bekommen hat – aber irgendwie nur noch nebeneinander her lebt. Wenn dann das Fundament der Partnerschaft droht ins Wanken zu geraten. Das kann ein echter Sturzbach im Leben sein.

b) Oder man hat sich schon auf den Ruhestand zu zweit gefreut, auf einen schönen gemeinsamen Lebensabend: und dann ist man auf einmal allein. Das ist dann nicht nur ein Regenguss, eine solche Katastrophe bringt alles ins Wanken.

c) Und nicht zuletzt gibt es Situationen wie jene, die sich vor wenigen Tagen vor unseren Augen abgespielt haben. Da kommen wirklich Regenfälle und Sturzbäche wie aus heiterem Himmel aus dem Nichts und reißen ein, was Halt und Geborgenheit spenden soll. Menschen wird ihr Fundament im wahrsten Sinne des Wortes unter den Füßen weggespült. Sie verlieren ihr Hab und Gut, verlieren ihren Rückzugsort und stehen vor den Trümmern ihrer Existenz.

All diese Situationen, sowohl die kleinen als auch die gewaltigen Katastrophen stellen uns vor die Frage:

Worauf habe ich eigentlich gebaut? Was hält mich jetzt, hält mich überhaupt noch etwas oder stürze ich ins Bodenlose?

Die Frage nach dem Fundament stellt sich dann, wenn es angegriffen wird. Das kann nach einem Platzregen passieren oder schleichend ins Leben sickern.Welche Bausteine bilden das Fundament Ihres Lebenshauses? Was gibt Ihnen jetzt gerade Halt?

4) Das Fundament des Lebens

Jesus macht uns im Predigttext ein Angebot:

Wer auf seine Worte baut, so sagt er, wer seinen Glauben als Baustein in das Fundament des eigenen Lebenshauses integriert, dessen Fundament hält den Regengüssen des Lebens stand.

Denn Jesus sagt uns zu,

a) dass wir uns im Leben nicht messen lassen müssen an unseren Erfolgen und Misserfolgen. Auch wenn Lebenswege anders verlaufen sind als geplant, auch wenn unsere Partnerschaft nicht bis ans Lebensende bestand hatte, so bleiben wir geliebte Kinder Gottes. Und als Teil dieser christlichen Familie dürfen wir darauf vertrauen, dass wir aufgefangen werden, wenn unser Fundament droht,einzustürzen. Zum Einen durch Gott, dessen Liebe zu uns Menschen durch nichts erschüttert oder weggespült werden kann. Zum Anderen durch unsere Geschwister im Glauben, an die wir uns wenden und an deren Schultern wir uns anlehnen dürfen. Es hat mich immer wieder in den vergangenen Tagen berührt, mit welcher selbstlosen Hingabe Menschen bereit sind, den Opfern der Katastrophe zu helfen.Abermillionen Euro wurden durch Spendenorganisationen gesammelt, um den Opfern beim Wiederaufbau ihrer Lebensgrundlagen, eine Hilfe zu sein. Und nicht nur das. Noch viel beeindruckender finde ich, die selbstlose Hilfe all derer, die alles stehen und liegen lassen und selbst vor Ort anpacken.

Ganz besonders ist mit dabei ein Mann aufgefallen, der wagemutig sein Leben aufs Spiel gesetzt und unter großer Lebensgefahr den Abfluss der Steinbachtalsperre freigebaggert hat. In einem Interview sagt Hubert Schilles später: „Der Herrgott hat mich an diese Stelle gestellt. Ich habe mich gesegnet und dann bin ich da reingefahren. Ich hatte keine Sekunde Angst. Und mit Gottes Hilfe hat es funktioniert.“

Für mich ist das ein beeindruckendes Beispiel dafür, dass wir als Teil der christlichen Familie darauf vertrauen dürfen, dass wir aufgefangen werden, wenn unser Fundament droht einzustürzen. Zum Einen durch Gott und zum Anderen durch unsere Nächsten.

Jesus sagt uns zu,

b) dass unser Lebenshaus durch unseren Glauben ein Fundament bekommt, dass über dieses Leben hinaus Bestand hat. Jesu Worte verheißen Heil und Leben durch alle Katastrophen hindurch, ja sogar durch den Tod hindurch. Wir dürfen darauf vertrauen, dass der Tod kein Schrecken und kein böses Ende, sondern ein Ankommen in Geborgenheit bei Gott sein wird.

Ich gedenke dabei besonders den über 160 Opfern der Katastrophe,die ums Leben gekommen sind. Ich gedenke dabei auch allen Familien, Angehörigen und Freunden, denen Mütter, Väter, Partner und Freunde genommen wurden.

Und ich bete für diese Menschen:

Gott,

halte dein Versprechen. Sei bei all denen, die an der Katastrophe gestorben sind. Nimm sie auf bei dir. Schenk ihnen deine Liebe und lass sie Geborgenheit spüren. Schenk ihnen ein neues Fundament, dass ihnen Halt gibt, über den Tod hinaus.

Ich bitte dich aber auch für all jene, die ihre Liebsten oder die Grundlagen Ihrer Existenz verloren haben. Ich wei , keiner ist davor gefeit, in den Stürmen dieses Lebens ins Wanken zu geraten.

Ich bitte daher, sei du das Fundament, wenn alles andere wankt. Lass uns Halt finden auch in dieser Welt durch dich. Und dein Friede,welcher höher ist als all unsere Vernunft bewahre unsere Herzen und Sinne bei dir Gott.

Amen.

Photo by Vruyr Martirosyan on Unsplash

Segen

Der Herr segne dich und behüte dich;
der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.
Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich
Und schenke dir Frieden.
Amen.

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