Gottes Frieden
Reminiscere – Gedenke, Herr, an deine Barmherzigkeit und an deine Güte, die von Ewigkeit her gewesen sind.
Oculi – Meine Augen sehen stets auf den Herrn; denn er wird meinen Fuß aus dem Netze ziehen.
Diese Sätze können Sie unten im Zusammenhang des 25. Psalm lesen.
Liebe Lesergemeinde!
Wir befinden uns in der Passionszeit. Christen konzentrieren sich in dieser Zeit besonders auf den Leidensweg Jesu Christi. Sie bedenken dabei, was es mit seinem Leiden und Sterben auf sich hat und was es für uns Menschen bedeutet. Die Namen des zweiten und dritten Sonntags der Passionszeit sind aus der lateinischen Übersetzung des Psalms 25 entnommen. Wir Christen machen uns diese Verse des Psalms 25 an diesen beiden Sonntagen zu eigen, weil sie eben zwei Grundgedanken der Passionszeit zum Ausdruck bringen:
- Wir wenden uns an Gott und appellieren an seine ewige Barmherzigkeit und Güte, denn wir glauben, dass allein Gottes Gnade uns vor dem endgültigen Tod, vor dem Nichts bewahren kann.
- Und wir schauen auf Gott in der gewissen Erwartung, dass er genau dies auch tun wird.
Der Grund für unser Vertrauen liegt in der Erlösung, die Gott für uns durch Tod und Auferstehung Jesu Christi gewirkt hat.
Ob wir Menschen aber wohl jemals wirklich erkennen werden, was da geschehen ist? Unser Verstand greift sicherlich zu kurz. Und dennoch ist es immer wieder nötig, uns die Heilstat Jesu vor Augen zu halten und sie uns erklären zu lassen.
Zum Beispiel durch solche Worte, wie sie der Apostel Paulus formuliert in der Epistellesung aus dem Römerbrief, die ebenfalls zum Sonntag Reminiscere gehört (Römer 5,1):
Da wir nun gerecht geworden sind durch den Glauben, haben wir Frieden mit Gott durch unsern Herrn Jesus Christus.
Paulus spricht hier von Frieden. Aber nicht nur vom Frieden in der Welt oder vom persönlichen Frieden mit der Welt. Nein, Paulus redet noch von etwas anderem. Vom Frieden mit Gott. Das, was er in diesem Teil seines Briefes behandelt, ist grundlegend für unsere ganze Existenz als Christen. Es geht um die sogenannte „Rechtfertigung durch den Glauben“.
Dieser Begriff klingt sehr theologisch, aber gemeint ist etwas ganz Praktisches, Lebensbestimmendes für die Menschen, die nach Gottes Willen leben wollen. Wir machen immer wieder die Erfahrung, dass wir vielleicht richtig und gut handeln wollen, es aber allzu oft gar nicht schaffen. Auch wenn wir uns bemühen, nach Gottes Gebot zu leben – ganz gelingen tut es uns nie. Eigentlich müssten wir Menschen darüber verzweifeln.
Aber Paulus betont die Grundlage des christlichen Glaubens: entscheidend für unser Verhältnis zu Gott sind nicht unsere Leistungen, sondern unser Glaube! Wenn wir glauben, dass Gott in Jesus Christus in diese Welt gekommen ist und uns durch Jesus zu sich ruft, dann sind wir gerecht vor Gott! Und das heißt nichts weniger, als dass wir ewige Gemeinschaft mit Gott haben und dass wir vor Gott treten können ohne Furcht. Dabei ist das „Vor-Gott-Treten“ wörtlich gemeint: denn durch diesen Glauben haben wir Zugang zum ewigen Leben bei und mit Gott!
„Gerechtigkeit durch den Glauben“ – dieses Stichwort beinhaltet letztlich unseren Zugang zum Himmelreich. Glauben wir, dann werden wir durch den Tod hindurch zum Leben gerufen. Zu einem Leben ohne Schmerzen und Angst und Leid; zum Leben in Gottes ewiger Herrlichkeit.
Der Ausblick auf dieses künftige Leben bei Gott ist keine billige Vertröstung auf das Jenseits. Es ist vielmehr die Gewißheit, die uns hindurchträgt durch alle Zeiten und Phasen unseres menschlichen Lebens. Amen.
Aus Psalm 25
Aus Psalm 25
Nach dir, Herr, verlanget mich.
Mein Gott, ich hoffe auf dich;
laß mich nicht zuschanden werden.
Denn keiner wird zuschanden, der auf dich harret.
Herr, zeige mir deine Wege
und lehre mich deine Steige!
Leite mich in deiner Wahrheit und lehre mich!
Denn du bist der Gott, der mir hilft; täglich harre ich auf dich.
Gedenke, Herr, an deine Barmherzigkeit und an deine Güte,
die von Ewigkeit her gewesen sind.
Der Herr ist gut und gerecht,
darum weist er Sündern den Weg.
Die Wege des Herrn sind lauter Güte und Treue
für alle, die seinen Bund und seine Gebote halten.
Um deines Namens willen, Herr,
vergib mir meine Schuld, die so groß ist!
Der Herr ist denen Freund, die ihn fürchten;
und seinen Bund läßt er sie wissen.
Meine Augen sehen stets auf den Herrn;
denn er wird meinen Fuß aus dem Netze ziehen.
Wende dich zu mir und sei mir gnädig;
denn ich bin einsam und elend.
Die Angst meines Herzens ist groß;
führe mich aus meinen Nöten!
Sieh an meinen Jammer und mein Elend
und vergib mir alle meine Sünden!
Bewahre meine Seele und errette mich;
laß mich nicht zuschanden werden, denn ich traue auf dich!