Nachdenken über St. Martin
Liebe Lesergemeinde!
Martin,
Soldat,
Verbrecher,
Mönch,
Bischof.
So könnte ein Kurzlebenslauf aussehen.
Die Geschichte kennen wir alle: Bei den St. Martiniumzügen wird sie gesungen, gespielt oder vorgelesen.
Faszinierte Kinderaugen schauen uns an, glänzende Gesichter im Licht der Laterne beschienen, wenn das Pferd mit Martin über den großen Parkplatz am Leo- Sympher- Berufskolleg reitet, Martin seinen Mantel teilt, einen Teil dem Bettler zuwirft und schnell davonreitet.
Posaunenchorklänge begleiten die Lieder. Die Kinder sind oft textsicherer als ihre Eltern. Ja, das alles gehört zur Legende des Heiligen Martin.
Aber ein entscheidender Teil fehlt:
Vom Ausritt in die Kaserne zurückgekehrt, wird Martin ins Gefängnis geworfen. Der Mantel, den er so freigiebig geteilt hat, der war nicht sein Eigentum, sondern Eigentum des römischen Heeres.
Strafe muss ein, ab in den Knast, „Gehe nicht über Los“.
Doch während des Schlafs erscheint ihm im Traum Jesus, bekleidet mit dem halben Mantel des Bettlers. Jesus sagt zu den ihn begleitenden Engeln „Martin, der noch nicht getauft ist, hat mich gekleidet.“ Von diesem Traum ist Martin so beindruckt, dass er das Amt des Soldaten aufgibt, sich taufen lässt und später Mönch wird. Schließlich wird er im Jahre 372 sogar noch zum Bischof von Tours.
Sein Wirken und Handeln ist von der Traum-Begegnung mit Jesus geprägt. Er setzt sich für die Menschen ein, vor allem für die in Not.
Davon spricht das Evangelium des heutigen Sonntags (Mt 25,31-46): Hier ein Ausschnitt aus dem Luthertext (Verse 31-35):
Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters,
ererbt das Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt!
Denn ich bin hungrig gewesen und ihr habt mir zu essen gegeben.
Ich bin durstig gewesen und ihr habt mir zu trinken gegeben.
Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen.
Ich bin nackt gewesen und ihr habt mich gekleidet.
Ich bin krank gewesen und ihr habt mich besucht.
Ich bin im Gefängnis gewesen und ihr seid zu mir gekommen.
Amen.
Gebet
Allmächtiger und ewiger Gott,
An Martin wollen wir uns ein Beispiel nehmen und uns für die Menschen in unserer Welt einsetzen, denen es nicht so gut geht, wie uns.
Öffne du unsere Herzen, unsere Augen und Ohren für die Menschen, die unsere Hilfe brauchen.
Lass uns die Scheu überwinden ihnen zu helfen.
Gib uns Mut und Kraft, die Welt zu verändern,
Damit es gerechter in ihr zugeht.
Amen.
Segen
Der Herr segne dich und behüte dich;
der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.
Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich
Und schenke dir Frieden.
Amen.