Sei mir ein starker Fels!
Liebe Lesergemeinde!
Waren Sie schon einmal im Donautal? Das ist eine sehr malerische Gegend. Nachdem die Donau bei Tuttlingen wieder ans Tageslicht tritt windet sie sich in dem von ihr selbst über jahrmillionen gegrabenen Tal bis nach Sigmaringen. Rechts und links von ihr sind schroffe Felsabhänge, auf denen zahlreiche Burgen und Ruinen stehen. So wie z.B. die Burg Wildenstein auf dem Bild. Wenn man von unten zu ihnen aufschaut, dann scheinen sie wie aus dem Felsen herausgewachsen zu sein – beherrschend, uneinnehmbar, unüberwindlich und für ihre Bewohner sicher. Hier bekommt man einen Begriff davon, was ein starker Fels und eine feste Burg sein könnte. Ob wohl der ursprüngliche Beter des Wochenpsalms 31 ähnliche Bilder vor Augen hatte? Ich denke schon. Jedenfalls ruft er Gott an mit der Bitte, dass dieser eben eine solche Burg und ein Felsen für ihn sein möge.
Schutz vor denen, die mir feindlich gesinnt sind – wenn man so wie der Psalmbeter angefeindet, bedrängt, verfolgt wird, dann ist der Wunsch nach einem sicheren Ort, einer uneinnehmbaren Bastion sehr verständlich; dann sucht man nach einem Burgherren, der einen in seiner Festung auf dem Felsen beschützt und nicht an die Feinde ausliefert. Und wer so auf den Schutz fester, umschlossener Mauern angewiesen ist, der wünscht sich auch, dass der Ansturm der Feinde bald vorbei sein möge, so dass sich die Tore wieder öffnen und man endlich wieder gefahrlos weites Land betreten kann.
So verstanden sind die Worte des Psalms 31 nahe dran an unserem jetzigen Empfinden. Zwar sind es keine Feinde, die auf uns einstürmen. Und doch sind wir gefährdet. Der Virus macht uns und der ganzen Welt zu schaffen. Wir suchen Schutz vor ihm, ziehen uns zurück und haben Angst um uns und unsere Mitmenschen.
Was oder wer schützt uns in dieser Situation? Und – wichtiger noch: wer oder was gibt uns Hoffnung, Zuversicht, Vertrauen auf eine baldige Besserung? Woher bekommen wir Zuspruch, Rückhalt, Trost?
Der Psalmbeter wendet sich mit all seinen Nöten an Gott: Herr, auf dich traue ich! Er bittet ihm um Hilfe und Befreiung von seiner Bedrängnis und entfaltet dabei diese beiden Bilder von der schützenden Burg und der weiten Ebene. Sie stehen für Bewahrung und die Eröffnung von Lebensmöglichkeiten. Beides erbittet er von Gott. Doch trotz solcher konkreten Klagen und Bitten überläßt er alles der der Weisheit und Liebe Gottes: Ich aber, Herr, hoffe auf Dich und spreche: Du bist mein Gott! Meine Zeit steht in Deinen Händen.
Über allen konkreten Bitten steht also die Hinwendung zu Gott und der Glaube an ihn! Der Psalmbeter vertraut sich und sein ganzes Leben Gott an. Er, der Herr über Raum und Zeit, wird wissen und tun, was gut ist. Dieser Gott ist auch bei uns in den Nöten. Ihm können wir uns anvertrauen, denn auch unsere Zeit steht in seinen Händen.
Amen.
Worte des Wochenpsalms 31
Herr, auf dich traue ich,
laß mich nimmermehr zuschanden werden,
errette mich durch deine Gerechtigkeit!
Neige deine Ohren zu mir, hilf mir eilends!
Sei mir ein starker Fels und eine Burg, daß du mir helfest!
Denn du bist mein Fels und meine Burg,
und um deines Namens willen wollest du mich leiten und führen.
Du wollest mich aus dem Netze ziehen,
das sie mir heimlich stellten;
denn du bist meine Stärke.
In deine Hände befehle ich meinen Geist;
du hast mich erlöst, Herr, du treuer Gott.
Ich freue mich und bin fröhlich über deine Güte,
daß du mein Elend ansiehst
und nimmst dich meiner an in Not
und übergibst mich nicht in die Hände des Feindes;
du stellst meine Füße auf weiten Raum.
Ich aber, Herr, hoffe auf dich
und spreche: Du bist mein Gott!
Meine Zeit steht in deinen Händen.
Gebet und Segen
Gott, wir klagen Dir alles, was uns beschwert, bedrängt, belastet und ängstigt. Besonders bringen wir unsere Furcht angesichts der Corona-Pandemie vor Dich und auch unsere Erschöpfung im Kampf gegen sie. Wir bitten Dich: nimm die Gefahren dieses Virus von uns und befreie uns bald von allen Einschränkungen, die wir seinetwegen erleiden müssen!
Ebenso bitten wir Dich um Geduld und einen langen Atem, damit wir das, was notwendig ist, auch tun und durchhalten. Hilf uns, andere und uns selbst zu schützen und mit Einschränkungen zu leben, so lange es notwendig ist.
Gib den Verantwortlichen in Politik und Verwaltung, in Kirche und öffentlichem Leben den klaren Blick für das Richtige und den Mut, es zu tun. Gib uns die Einsicht und Kraft zu solidarischem Handeln, auch wenn es uns nicht gefällt.
Sei in besonderer Weise bei allen, die schwer zu tragen haben: sei bei den Kranken und Sterbenden und bei allen, die ihnen beistehen; sei bei denen, die die notwendige Versorgung aufrecht erhalten; sei bei den Familien, die Schule, Arbeit und familiäres Lebens zugleich gestalten müssen.
Wir danken Dir, dass Du Fels und Burg für uns sein willst. Wir danken Dir, dass Du Dich an unsere Seite stellst durch Jesus, Deinen Sohn, unseren Bruder.
Segenswort
Der Herr segne Dich und behüte Dich.
Der Herr lasse sein Angesicht leuchte über Dir und sei Dir gnädig.
Der Herr erhebe sein Angesicht auf Dich und gebe Dir Frieden.
Amen.