Liebe Lesergemeinde!

Was ist passiert?

Jesus kommt in einen kleinen Ort und kehrt dort bei einer Frau Namens Marta ein. Marta hat noch eine Schwester die heißt Maria. Als es Abend wird und Jesus anfängt Geschichten zu erzählen, da setzt sich Maria zu Jesu Füßen und hört ihm gebannt zu. Martha dagegen räumt den Tisch ab und spült das Geschirr. Und schon bahnt sich der Konflikt an.

Marta ist sauer: „Maria macht es sich leicht und ich muss hier schuften! So geht das nicht, das ist ungerecht.“ Deshalb geht sie zu Jesus und fragt ihn, ob er das richtig findet,
dass sie die ganze Arbeit machen muss, Maria sich aber ausruht und zuhört.

Ich kann diese Reaktion gut verstehen. Die Antwort Jesu aber finde ich ungerecht unhöflich, wenig wertschätzend. Er sagt:

Marta, Marta, du hast viel Sorge und Mühe. Eins aber ist not. Maria hat das gute Teil erwählt; das soll nicht von ihr genommen werden. (Lk 10,41+42)

In Jesu Augen macht Maria es richtig. Sie wendet sich Jesus, d.h. Gott zu. Und Gott begegnet mir vorbehaltlos. Ihm ist es egal, ob ich tüchtig, fleißig oder genial bin. Denn seine Wertschätzung ist unabhängig von meiner Leistung.

Maria hat sich frei gemacht von dem Erwartungsdruck, der damals und heute unser Leben belastet. Sie genießt die Nähe Jesu und hört seinen Geschichten zu. Das ist jetzt für sie dran. Sie konzentriert sich ganz auf Gott.

Und Marta? Sie ist angetrieben von der Nächstenliebe, und von einem guten Stück Arbeitseifer. Sie hat Freude, etwas zu schaffen, Anderen etwas Gutes zu tun. Und sie hofft insgeheim darauf, gelegentlich dafür ein „Danke“ zu hören.

Ich kann beide Schwestern gut verstehen und denke, manchmal wohnen beide Schwestern in meinem Herzen. Wenn ich mal wieder handle, meine alles richtig zu machen, mahnt mich die Maria: He, behalte Dein Ziel im Auge. Verliere dich nicht im Wursteln und Machen.

Und wenn ich einmal dasitze, mir Ruhe gönne, im Gebet und in der Bibel Kraft schöpfen will, dann gibt mir manchmal die Marta einen Stoß in die Rippen: „He, du könntest deine Zeit auch anders, effektiver, verbringen… los geht´s, hast du etwa kein schlechtes Gewissen?“

Ich glaube den Streit zwischen den beiden Schwestern können wir nicht auflösen. Jesus hat ja auch nicht versucht, einen Kompromiss zwischen den beiden herbeizuführen. Er hat sich allerdings deutlich auf die Seite von Maria gestellt:

Marta, Marta, du hast viel Sorge und Mühe. Eins aber ist not. Maria hat das gute Teil erwählt; das soll nicht von ihr genommen werden. (Lk 10,41+42)

Amen.