Liebe Lesergemeinde!

Blinde sehen, Lahme gehen, Aussätzige werden geheilt, Taube hören, Tote werden auferweckt, und den Armen wird Gottes gute Botschaft verkündet. (vgl. Mt 11,5)

Diese Worte Jesu, die sich auch bei Lukas in ähnlicher Form finden, sind für die beiden Evangelisten das Kennzeichen dafür, dass Jesus der von Gott Gesandte Messias ist. Der Heiland, der das Leben der Menschen heil macht und Befreiung schenkt, bis hin zur Befreiung vom Tod.

„Alte Geschichten von damals“, sagen heute manchmal Konfirmandinnen und Konfirmanden, aber auch Erwachsene, „Ohne wirkliche Bedeutung für uns!“ Wenn wir die Bibel als Märchenbuch werten, dann mag das stimmen. Aber in jedem Märchen ist auch immer ein Körnchen Wahrheit.

Für uns als Christen ist die Bibel allerdings kein Märchenbuch, Sondern lebendiges Zeugnis von Begegnungen von Menschen mit Gott und Jesus. Jesus hat Menschen zu seiner Zeit geheilt.
Die verschiedenen, oft übereinstimmenden, Berichte der Evangelien bezeugen, dass das stattgefunden hat. Seine Botschaft von der Liebe Gottes und der Vergebung aller Schuld hat Menschen damals die Tür geöffnet wieder am Leben der Gemeinschaft teilzunehmen. Seine Botschaft war und ist Befreiung.

Und ich bin fest davon überzeugt, dass das auch heute für uns gilt. Ich erlebe mich selbst oft genug als blind, blind für die Menschen, denen ich mit meinem Engagement helfen könnte, blind für meine Umwelt, da ich selber zu bequem bin mein Leben zu ändern. Ich empfinde mich als lahm. Oft genug komme ich nur schwer oder gar nicht „in die Pötte“. Den „eigenen Schweinhund zu überwinden“ fällt schwer. Aber wenn ich mich dann erst einmal dazu durchgerungen habe, etwas zu tun, dann merke ich oft genug, dass es mir gut von der Hand geht.

Manchmal fühle ich mich aussätzig, im Sinne von falsch wahrgenommen und ausgegrenzt:
„Ihr Christen seid doch alles Spinner. Ihr seid nicht in der Lage, unbequeme Entscheidungen zu treffen. Ihr redet viel und tut doch nichts. Und euer Reden von der Nächstenliebe ……“

Aber gerade das macht uns aus, dass wir nicht so denken wie alle anderen, nicht so handeln, wie es in der Gesellschaft angeblich Usus ist. Mit Jesu Hilfe und Begleitung wird aus meiner Taubheit ein genaues Hinhören auf das was getan werden muss, nämlich die Botschaft Jesu weiterzugeben an alle:

Gott ist die Liebe
und du bist getragen von seiner Liebe;
sie macht dich stark,
dich für die Erde und die Menschen und Tiere, die in ihr wohnen einzusetzen.
Du hast einen Auftrag:
Bebaue und bewahre diese Erde.
Und bei all dem:
Liebe Gott und deinen Nächsten wie dich selbst,
denn dann befreit dich Gott zum ewigen Leben.

Wenn du das weißt und lebst, dann wirst du mitsingen:

1. Wir haben Gottes Spuren festgestellt auf unsern Menschenstraßen, Liebe und Wärme in der kalten Welt, Hoffnung, die wir fast vergaßen. Zeichen und Wunder sahen wir geschehn in längst vergangnen Tagen, Gott wird auch unsre Wege gehn, uns durch das Leben tragen.
2. Blühende Bäume haben wir gesehn, wo niemand sie vermutet, Sklaven, die durch das Wasser gehn, das die Herren überflutet. Zeichen und Wunder sahen wir geschehn in längst vergangnen Tagen, Gott wird auch unsre Wege gehn, uns durch das Leben tragen.
3. Bettler und Lahme sahen wir beim Tanz, hörten, wie Stumme sprachen, durch tote Fensterhöhlen kam ein Glanz, Strahlen, die die Nacht durchbrachen. Zeichen und Wunder sahen wir geschehn in längst vergangnen Tagen, Gott wird auch unsre Wege gehn, uns durch das Leben tragen.

EG 648; Text: Diethard Zils 1981 nach dem französischen "Nous avons vu les pas de notre Dieu" von Michel Scouarnec 1973

Amen.