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Zuversicht - Trotz allem!

Nicht nur in Zeiten des Corona-Virus ...

... ist es ziemlich schwierig, den Kopf über Wasser zu halten und den Boden unter den Füßen zu bewahren und nicht zum Pessimisten zu werden. Alles scheint auf den Kopf gestellt. Solide geglaubte Firmen geraten plötzlich in schwieriges wirtschaftliches Fahrwasser. Abstand wird ein Ausdruck von besonderer Nähe, Wertschätzung und Respekt. Persönliche Gemeinschaft und direktes Gespräch fehlen uns. Andererseits müssen Familien ungewohnt viel Zeit miteinander verbringen, und das seit Wochen.

Das bringt Aufregung und Stress mit sich. Viele sind beunruhigt, ängstlich und wir müssen uns davor hüten, eine pessimistische Sicht auf das Leben zu entwickeln. Wer nicht gegensteuert, kann leicht in einen Strudel der sich selbst erfüllenden negativen Erwartungen geraten. Bald glauben wir, dass das Leben es schlecht mit uns meint. KЪnnen wir gegensteuern? Wie können wir Zuversicht in düsteren Momenten entwickeln? Zuversicht ist kein realitätsferner, bedingungsloser Optimismus, dass sich alles in unserem Sinne und zu 100% nach unseren Vorstellungen entwickelt. 

Je ungünstiger die Situation ist, in der wir unsere Hoffnung bewähren, desto tiefer ist diese Hoffnung. Hoffnung ist eben nicht Optimismus. Es ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht. Sondern Hoffnung ist die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, ohne Rücksicht darauf, wie es ausgeht.
(Vaclav Havel, Dramatiker, Menschenrechtler und erster Staatspräsident der tschechischen Republik)

In der Zuversicht schwingt neben Dur zwar immer etwas Moll mit. Zuversicht bedeutet, Hoffnung zu haben, selbst dann, wenn die Dinge sich nicht nach unseren Wünschen entwickeln. Hier hЪren wir das Moll der Zuversicht. Aber wir können in der Zuversicht vor allem Dur hören, weil sie uns Spielräume schafft und wir Ruheinseln finden können. Wie kann das gelingen?

 

Ulf Wellner, Martinikantor in Minden
Vom Pessimismus zur Zuversicht. Illustration von Anja Weiss.

 

Für uns Christen ist Zuversicht bei Gott zu finden. Davon ist auch der Dichter David überzeugt. Wie hätte er in unserer Zeit seinen 62. Psalm gedichtet:

Nur bei Gott schweigt meine Seele still. Von ihm kommt Hilfe, die ich nötig habe! Nur er ist mein Fels und meine Rettung – meine feste Burg, sodass ich nicht wanke.
Wie lange soll das alles hier noch dauern? Seht ihr nicht ein, dass ihr keinen Erfolg damit haben werdet mit Eurem Zerstörungswahn? Selbst wenn ihr euch noch so anstrengt und glaubt, bald müsste alles wie ein Kartenhaus zusammenfallen, es wird nicht gelingen.
Glaubt ihr wirklich, ihr könnt mich hinabziehen in den tiefen Strudel des Pessimismus mit Lügen und falschen Wahrheiten?
Nur bei Gott schweigt meine Seele still. Von ihm kommt Hilfe, die ich nötig habe! Nur er ist mein Fels und meine Rettung – meine feste Burg, sodass ich nicht wanke. Auf Gott gründet sich meine Freiheit und Würde. Mein starker Fels! Bei Gott ist meine Zuflucht.

Davids Lage war dramatisch. Er wurde hart bedrängt und mit falschen Versprechungen gelockt. Verzweifelt wirken seine Fragen, als wolle er sich selber Mut machen. Wie mit einem Rettungsring umrahmt er in seinem Lied die schwierige Situation mit einem Refrain, mit starken Bildern vom rettenden Felsen und erholsamer Stille – mitten im Lebenssturm. Der Liederdichter David könnte in Corona-Zeiten Orientierung geben. Wir wechseln die Perspektive und vertrauen darauf, dass wir wohltuende Stille und rettenden Boden unter den Füßen finden werden. Es mag dauern, es kann unsere Geduld bis zum Äußersten strapazieren. Wir können kurz vor dem Aufgeben sein. Vielleicht hilft uns dann eine Strophe aus einem Kirchenliedklassiker (EG 369) über diese Zeit:

Sing, bet und geh auf Gottes Wegen,
verricht das Deine nur getreu
und trau des Himmels reichem Segen,
so wird er bei dir werden neu;
denn welcher seine Zuversicht
auf Gott setzt, den verlässt er nicht.
(Georg Neumark)

Gott schützt und unterstützt. Im Vertrauen darauf können wir unseren Leben nachgehen und neue Fülle darin entdecken. Gott verlässt uns nicht. Zuversicht – sie trotzt allem!

(Helga Trölenberg & Ulrich Klink, Gemeindeberater der EKvW)

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